Anpassung der 21 CFR Part 820 an die ISO 13485:2016: Was heißt das für Sie?

20.09.2022
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Bereits vor vier Jahren signalisierte die US-amerikanische FDA die Bereitschaft, eine Angleichung der 21 CFR Part 820 (QSR) an die ISO 13485:2016 vorzunehmen, die internationaler Konsensstandard für Qualitätsmanagementsysteme (QMS) für Medizinprodukte aller Klassen ist. Am 23. Februar dieses Jahres veröffentlichte nun die FDA einen Vorschlag, wie die Qualitätsanforderungen der aktuellen Guten Herstellungspraxis (cGMP) der Qualitätssystemverordnung (QS) geändert und somit erste kleine Schritte in Richtung Harmonisierung mit der ISO 13485:2016 gewagt werden könnten. Die FDA schlägt vor, diese Harmonisierung in erster Linie durch Verweise auf die Ausgabe 2016 der internationalen Norm ISO 13485 für QMS für Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika umzusetzen.

Was möchte die FDA mit der Harmonisierung erreichen?


Die FDA will vor allem ihren regulatorischen Rahmen mit dem anderer Regulierungsbehörden in Einklang bringen. Und weil die ISO 13485 den neusten Stand der Technik repräsentiert, wenn es um Best Practices für QMS für Medizinprodukte und IVD geht, und sie deshalb von einem Großteil vieler Länder verwendet wird, strebt die FDA eine Harmonisierung der QSR mit der ISO 13485 an. Die endgültige Fassung soll den Namen "Quality Management System Regulation (QMSR)" tragen.

Damit fördert die FDA nicht nur die Einheitlichkeit bei der Regulierung von Geräten, sondern auch einen zeitnahen Zugang sicherer, wirksamer und hochwertiger Geräte für Patienten. Medizinproduktehersteller sowie Hersteller von IVD profitieren von einer Reduktion von unnötigen, regulatorisch und oftmals doppelten Anforderungen und Hindernissen und können so ihre Produkte effizienter, kostengünstiger und schneller auf den Markt bringen. Ein Inverkehrbringen in den USA und aus den USA heraus wird einfacher, weil die Anforderungen an die Technische Dokumentation und an das Qualitätsmanagementsystem für Medizinprodukte und IVD vereinheitlicht wäre.

Was verbessert sich für Sie als Hersteller?


Obwohl es bereits viele Gemeinsamkeiten zwischen den Anforderungen der QSR und den Anforderungen der ISO 13485 gibt, besteht der aktuell größte Unterschied in den Anforderungen an das Risikomanagement:

Während in der ISO 13485 das Risikomanagement in allen Aspekten des Qualitätsmanagements integriert ist und über den gesamten Produktlebenszyklus betrachtet werden muss, liegt der Hauptfokus des Risikomanagements in der QSR auf der Herstellung (Designvalidierung). Eine Angleichung des Risikomanagementprozesses reduziert für den Hersteller den Aufwand, verschiedene Dokumente (z.B. verschiedene Risikomanagement-Dokumente) für unterschiedliche Zielmärkte zu erstellen und diese dauerhaft auf dem neusten Stand zu halten.

Noch deutlicher wird der reduzierte Aufwand, wenn man sich vor Augen führt, dass das Risikomanagement mit der Einführung der MDR (EU 2017/745) und IVDR (EU 2017/746) noch weiter an Bedeutung gewinnt. Nach Artikel 10 der beiden Verordnungen wird festgelegt, welche Aspekte der Hersteller im QMS abbilden muss. Hierzu zählt das Risk Management gemäß Anhang I Abschnitt 3 der jeweiligen Verordnung. Im Gegenzug verweist die ISO 13485 im Anhang ZA und ZB auf die Einhaltung der Grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen der MDR und IVDR. Somit entsteht ein Zusammenspiel aus der ISO 13485 und den beiden Verordnungen. Daher würde eine Vereinheitlichung der QSR nicht nur mit den QMS-Prozessen nach ISO 13485, sondern auch mit den regulatorischen Anforderungen der MDR bzw. IVDR stattfinden.

Was bleibt FDA-spezifisch und muss beachtet werden?


Trotz einer umfassenden Angleichung von QSR und ISO 13485 wird es dennoch spezifische QMS-Prozesse für den US-amerikanischen Markt geben. Ergänzend zur bevorstehenden Harmonisierung mit der ISO13485:2016 schlägt die FDA auch zusätzliche Anforderungen vor, die dazu beitragen, die ISO 13485 mit bestehenden Anforderungen im Bundesgesetz über Lebensmittel, Arzneimittel und Kosmetika (Federal Food, Drug, and Cosmetic Act) und seinen Durchführungsbestimmungen zu verbinden, auszurichten und konforme Änderungen an 21 CFR Teil 4 vorzunehmen, um die cGMP-Anforderungen für Kombinationsprodukte zu definieren.

Während also die meisten vorgeschlagenen Anpassungen der QSR darauf hindeuten, dass Abschnitte entfernt werden sollen und nur noch auf die entsprechenden Stellen der ISO 13485 verwiesen werden soll, soll durch Hinzufügen von Abschnitt 820.7 "Aufnahme durch Bezugnahme (Incorporation of references)" nach Ansicht der FDA sichergestellt werden, dass die wichtigen Aspekte, die aus der ISO 13485:2016 übernommen werden, nicht bei der Übersetzung verloren gehen und durch Referenzieren der Originalnorm dort nachgelesen werden.

Weil der FDA die ISO 13485 in manchen Aspekten nicht präzise genug ist, sollen zusätzlich aufgenommene Anforderungen den Verlust von Qualitätsanforderungen aus der bestehenden QSR verhindern: Das Hinzufügen von Abschnitt 820.45 "Gerätekennzeichnung und Verpackungskontrollen" wurde bspw. laut FDA vorgeschlagen, da die Aspekte der Kennzeichnung und Verpackung unzufriedenstellend in der ISO 13485 behandelt werden. Aufgrund der Anzahl an Geräterückrufen, die jedes Jahr aufgrund mangelnder Kennzeichnung und Verpackung initiiert werden, soll die Überwachung und Kontrolle von Verpackungen und Etikettierung detaillierter behandelt werden, als es die ISO 13485 beschreibt.

Wie viel Zeit bleibt Ihnen?

Sobald die QMSR im "Federal Register" veröffentlicht wird und damit in Kraft tritt, soll es für die Medizinprodukte- und IVD-Hersteller laut FDA eine Übergangsfrist von einem Jahr geben, um die entsprechenden Aspekte zu implementieren. Vertreter der Industrie fordern hingegen eine Übergangsfrist von zwei Jahren.

Und wenn eine neue Version der ISO 13485 kommt?

Wenn die ISO13485:2016 überarbeitet wird, nachdem die FDA sie als Grundlage für ihre Qualitätsmanagementanforderungen übernommen hat, überprüft die FDA die Änderungen, bewertet ihre Auswirkungen auf die regulatorischen Anforderungen und nimmt alle erforderlichen Änderungen gemäß dem Verwaltungsverfahrensgesetz vor.

Was sind Ihre Pflichten als Hersteller?

Die Angleichung der QMSR an die ISO 13485 sowie ein 13485-Zertifikat befreien die Hersteller nicht von FDA-Inspektionen. Jedoch plant die FDA mit Inkrafttreten der QMSR eine neue Vorgehensweise der Inspektionen (QSIT) zu implementieren, um mit der QMSR konsistent zu bleiben.
Im umgekehrten Fall ist eine 13485-Zertifizierung über die FDA nicht möglich, so dass hier die Inspektion weiterhin von den Benannten Stellen erfolgt.

Fazit


Das Inverkehrbringen von Medizinprodukten in den USA wird zukünftig durch die Angleichung der QSR an die ISO 13485:2016 erleichtert. Medizinproduktehersteller und Hersteller von IVD der höheren Risikoklassen, die ihre Produkte auf dem EU-Markt zulassen, müssen bereits ein QM-System nach ISO 13485 vorweisen können. Für Sie bedeutet die Angleichung der beiden QM-Systeme eine Reduktion von unnötigen, regulatorisch und oftmals doppelten Anforderungen; Sie können Ihr QM-System in einigen Bereichen verschlanken bzw. bereits bestehende Prozesse nach ISO 13485 unter der QSR wiederverwenden. Damit wird Ihnen der Zugang zum US-amerikanischen Markt erleichtert und Sie können sich auf die Zulassung Ihrer Produkte fokussieren.

Beachten Sie dennoch, dass es Unterschiede zwischen der QMSR und der ISO 13485 geben wird, die sich somit auch in ihrem QM-System widerspiegeln sollten. Da sich die FDA auch zukünftig vorbehält, trotz ISO 13485-Zertifizierung Inspektionen durchzuführen, sollten Sie als Hersteller vorbereitet sein.

Gerne sind wir Ihnen behilflich, die Lücken zu identifizieren und zu beseitigen. Kontaktieren Sie uns, und wir finden in einem ersten unverbindlichen Gespräch heraus, welche Möglichkeiten es gibt, Ihre Ziele schnell zu erreichen.

Herzliche Grüße aus Mannheim

Bruntje Schmidt
Medical Device Expert   
Quality Management
& Technical Documentation
+49 621 123469-052
bruntje.schmidt@metecon.de

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